Langjähriger Rüsselsheimer Opel Betriebsrats- und Gesamtbetriebsratsvorsitzender Richard Heller ist verstorben

15.09.2020 | IG Metall Darmstadt und Opel Betriebsrat und Gesamtbetriebsrat trauern um den ehemaligen Betriebsrats- und Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Richard Heller

Richard Heller langjähriger Betriebsrats- und Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Opel Automotive in Rüsselsheim

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

uns hat die traurige Nachricht erreicht, dass der langjährige Rüsselsheimer Betriebsrats- und Gesamtbetriebsratsvorsitzende Richard Heller verstorben ist.

Richard Heller war ab 1972 Mitglied des Betriebsrats. 1975 wurde er Betriebsratsvorsitzender und füllte dieses Amt 17 Jahre lang bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben aus. Er übernahm zudem 1987 den Vorsitz des Gesamtbetriebsrats.

Den Kollegen blieb Richard, gelernter Modellschreiner und ab seinem 14 Lebensjahr Gewerkschafter, stets als nahbarer, menschlicher und integrer Kollege in Erinnerung – und als rheinische Frohnatur im besten Sinne.

Richard war ein Mensch, der die Zeit, in der er gelebt hat, stark geprägt hat. Er hat deutliche Spuren seines Wirkens hinterlassen. Bis heute wirkt nach, was er in seiner Zeit als Betriebsrats- und Gesamtbetriebsratsvorsitzender für die Beschäftigten von Opel, aber auch die gesamte Metallindustrie an der Seite der IG Metall durchgesetzt hat:

Einer der wichtigsten Meilensteine seiner beruflichen wie gewerkschaftspolitischen Biographie war die Durchsetzung der 35-Studen-Woche in der Metall- und Elektroindustrie. Bereits 1977 war er ein Vorreiter mit der Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung.

Bei der Durchsetzung der 35-Stunden-Woche im Tarifkonflikt mit den Arbeitgebern im großem Streikjahr 1984 stand Richard dann mit den Rüsselsheimer Opel-Beschäftigten in den Wochen des Ausstandes in vorderster Linie - sechseinhalb Wochen lang.

Weitere wichtige Regelungen, die heute zum sozialen Standard gehören, wurden in der Zeit von Richard als Vorsitzenden erstritten. Hier sei beispielhaft erwähnt:

  • Zuzahlungsregelung zum Kurzarbeitergeld, die besonders hart durchzusetzen war und in der Folge die sozialen Risiken für die Beschäftigten abmilderte

  • die sog. Paisy-Vereinbarung zum Beschäftigtendatenschutz, der ein Verfahren bis zum Bundesarbeitsgericht vorausging, um durch die Einführung des damaligen Personalinformationssystems eine Verhaltens- und Leistungskontrolle der Beschäftigten auszuschließen.

    All diese erzielten Regelungen hatten vielfach Modellcharakter und wurden über Opel hinaus adaptiert und übernommen. In allen entscheidenden politischen Auseinandersetzungen war auf Richard Verlass – sein unermüdliches Engagement und sein Einsatz brachte ihm den Ruf des „Rebellen“ ein, der kein Blatt vor den Mund nahm und Ungerechtigkeiten und Missstände konsequent anprangerte.

Bis zuletzt hat Richard dem Opel-Betriebsrat und den Opel-Beschäftigten die Treue gehalten – und sich zuletzt zusammen mit anderen ehemaligen Betriebsratsmitgliedern öffentlich mahnend zu Wort gemeldet, als Beschäftigte betriebsbedingt gekündigt werden sollten.

Wir verlieren mit ihm einen Unterstützer und engagierten Streiter.

Von: ck

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