Gelungene Transformation durch den Willen der Belegschaft bei BorgWarner Akasol

11.12.2023 | Kommentar der Geschäftsführung zum Tarifabschluss bei Akasol

Bezahlung weit unter Tarif und Arbeitszeiten weit darüber, extremer Arbeitsdruck, fehlende Sicherheit und prekäre Beschäftigung. Und das in einem Unternehmen mit Zukunftstechnologie, das Hochleistungsbatterien für Fahrzeuge herstellt? Die gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten bei Borg Warner Akasol in Darmstadt und Langen wollten diesen Widerspruch nicht länger erdulden. Am frühen Samstagmorgen, unmittelbar vor Beginn eines unbefristeten Streiks, kam der Durchbruch in den schon seit Sommer währenden Verhandlungen über einen Tarifvertrag. Der Arbeitgeber gab dem Druck nach. Dieser wurde durch die 100prozentige Zustimmung bei der Urabstimmung zum Streik und am letzten Verhandlungstag vor Ablauf des Ultimatums vorm Verhandlungsraum nochmal lautstrak aufgebaut.

Die organisierten Beschäftigten von Borg Warner Akasol waren erfolgreich und haben damit Großes geleistet. Denn es ging in diesem Arbeitskampf nicht nur um bessere Arbeitsbedingungen für mittlerweile 700 Beschäftigte. Es geht auch um die Frage, wie die notwendige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft gelingen kann. Die IG Metallerinnen und Metaller bei Akasol haben ihrem neuen Eigentümer Borg Warner klar und unmissverständlich deutlich gemacht, dass die technologische Transformation im Zusammenhang mit der Dekarbonisierung nicht nur ein Mittel für fortwährende Profitsteigerung ist. Sie haben die Werte Gerechtigkeit, Sicherheit und Zusammenhalt mit in die Debatte gebracht und ihre Beteiligung aktiv eingefordert. Sie haben gezeigt, dass man für eine soziale, ökologische und demokratische Transformation streiten und letztlich auch gewinnen kann.

Das Beispiel sollte all denen ein Vorbild sein, die ihre Kreativität und Energie für den nachhaltigen Umbau unserer Industrie einsetzen wollen. Denen dabei aber auch gemeinschaftliche Werte wichtig sind, um ein Gemeinwesen zu festigen und zu verteidigen, mit dem die Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten bedeutsame humane Fortschritte erzielen konnte. Die demokratische Mitgestaltung in den Betrieben durch Betriebsräte und gewerkschaftliche Vertrauensleute ist deshalb zu stärken und weiter auszubauen. Sie ist bisher in den Debatten um die Demokratie viel zu wenig beachtet worden. Gerade jetzt, wo unsere demokratische Lebensweise von autoritativen Staatenlenkern angegriffen wird, rückt der Arbeitskampf bei Akasol in ein neues Licht. Es macht sichtbar, dass unsere demokratischen Institutionen wie betriebliche und gewerkschaftliche Mitbestimmung und vor allem ein respektvoller Umgang miteinander in der Lage sind, sowohl die technologischen als auch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme und Konflikte unserer Zeit zu lösen.

Die praktischen und emotionalen Erfahrungen der Beschäftigten bei Akasol, die sich gemeinsam für ihre und eben auch allgemeine Interessen einsetzen, haben Wissen, Können und Überzeugungen hervorgebracht, die sich heute als entscheidende Kompetenzen einer transformativen Gesellschaft präsentieren: Gemeinschaftsstärkende Bildungsprozesse im Ringen um eine soziale, ökologische und demokratische Transformation. Weil dieses selbstbewusste und verantwortungsvolle Handeln der Belegschaft die einzig richtige Alternative für ein sich wandelndes Deutschland ist, sollten viele weitere solche Beispiele folgen.

Von: mw

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