Neues aus der Geschäftsstelle Darmstadt

Interview mit Daniel Bremm (GEP Sekretär) und Max Zeiher (Jugendsekretär) der Geschäftsstelle Darmstadt

09.03.2018 | „Die Staffelübergabe hat gut geklappt…“

 

Daniel, wie fühlst dich in deiner neuen Rolle?

 

Danke gut. Das GEP-Projekt in der Geschäftsstelle läuft seit Januar 2018 und das Jahr ist ja aktionsreich gestartet mit den Warnstreiks in den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie. Kaum hatten wir die Tarifbewegung abgeschlossen ging es auch weiter mit der heißen Phase der Betriebsratswahlen. Ich denke, dass jetzt die Möglichkeit besteht sich intensiv auf die Arbeit mit den betrieblichen Vertrauensleuten zu konzentrieren, denn darum geht es ja in unserem Projekt. Ich werde zukünftig die betrieblichen Vertrauensleute in den Projektbetrieben bei ihrer Arbeit so unterstützen dass es uns gemeinsam gelingt unsere Mitglieder stärker zu beteiligen, neue Bereiche zu erschließen und damit stärker und handlungsfähiger zu werden.

 

Ist dir Abschied aus dem Jugendbereich schwer gefallen?

 

Ich war fast 10 Jahre für die Jugendarbeit in der Geschäftsstelle verantwortlich und das war eine tolle Erfahrung. In dieser Zeit habe ich viele interessante Persönlichkeiten kennengelernt und sie auf ihrem Weg unterstützen und begleiten dürfen. Dafür bin ich sehr dankbar. Wir haben viele engagierte Kolleginnen und Kollegen im Jugendbereich die sich täglich mit viel Energie für die Interessen der Auszubildenden und Studierenden einsetzen. Einigen ist der Sprung in die Betriebsratsgremien schon gelungen. Das ist großartig-so funktioniert Zukunftsarbeit. Kurzum, der Abschied aus dem Jugendbereich ist mir nicht schwer gefallen, da ich viele Kollegen auch weiterhin sehen werde und ich mich sehr auf meine neue Aufgabe freue.

 

 

Wo siehst du Herausforderungen?

 

Vertrauensleute sind täglich mit unseren Mitgliedern im Kontakt und sie wissen genau wo der Schuh drückt. Die Arbeit der Vertrauensleute ist anspruchsvoller geworden, da wir ein einer Zeit leben, in der es auf komplizierte Fragestellungen keine einfachen Antworten gibt. Neben Brexit, Trump, Zuwanderung, Rechtspopulismus in Europa und der Diesel-Abgasaffäre werden viele Themen in den Betrieben diskutiert die wir bearbeiten müssen. Nachdem nach 6 Monaten jetzt endlich die neue Bundesregierung steht, müssen ab sofort dafür streiten das unsere Themen auch so umgesetzt werden wie sie im Koalitionsvertrag vereinbart sind. Das wird kein Spaziergang.

 

 

 

Max, vom engagierten Jugendvertreter zum hauptamtlichen Jugendfunktionär, war das eine gute Idee?

 

Der Wechsel vom Ehrenamt in das Hauptamt war aus meiner Sicht auf jeden Fall eine gute Idee. Klar ist, dass die Intensität der Themen im Hauptamt stärker ist und der Job einen selbst als Person auch mehr fordert. Das sind natürlich Unterschiede zum Ehrenamt, die sich bemerkbar machen. Doch das Schöne am Ehrenamt ist, dass man dieses aus freien Stücken bekleidet und daher oft für Themen brennt. Diesen Schwung kann ich gut in meinen neuen Job mitnehmen und so macht mir das Hauptamt auch unglaublich viel Spaß. Ein weiterer Vorteil durch den Wechsel vom Ehren- ins Hauptamt ist, dass ich durch meine bisherige Tätigkeit mit anderen Ehrenamtlichen und Funktionären im Betrieb sehr gut vernetzt bin und auch viele Probleme nachvollziehen kann, da sie mir so oder so ähnlich selbst schon unter gekommen sind. Die Entscheidung für das Hauptamt würde ich jeder Zeit wieder so treffen.

 

Was hast du dir für die nächste Zeit vorgenommen?

 

Ein Thema, welches mich in den letzten Jahren schon als Ehrenamtlicher im Ortsjugendausschuss begleitet hat, ist die berufliche Bildung. Die letzte Bundesregierung hatte sich im Koalitionsvertrag vorgenommen eine Novellierung des Berufsbildungsgesetztes zu prüfen. Diesen Prozess haben wir als IG Metall auch hier in Darmstadt begleitet und aktiv gestaltet. Das sieht man vor allem an den Regelungen im neuen Koalitionsvertrag der Neuauflage zur großen Koalition. Das Thema berufliche Bildung ist für uns heute noch immer ein sensibles, in dem es trotz Berufsbildungsgesetz und dualer Berufsausbildung noch immensen Regelungsbedarf gibt. Das duale Studium muss beispielsweise endlich auch in den Geltungsbereich des Berufsbildungsgesetzes aufgenommen werden. Weiteren Handlungsbedarf sehen wir aber auch bei der Festlegung von Betreuungsschlüsseln von Ausbildern zu Auszubildenden und es ist schon lange nicht mehr zeitgemäß, dass Unternehmen keine verbindlichen Ausbildungsquoten einhalten müssen. Diesen Prozess der Weiterentwicklung der beruflichen Bildung möchte ich mit unseren Mitstreitern kritisch begleiten und ihn zusammen mit der Politik aktiv gestalten. 

 

Wo siehst du für die  die jugendpolitischen Herausforderungen für die nächste Zeit?

 

Neben der großen Herausforderung die berufliche Bildung zukunftssicher zu machen, sehe ich drei große Themenfelder. Zum einen handelt sich dabei um den zunehmenden Rechtspopulismus und auch dem daraus resultierenden Protektionismus. Zum anderen geht es auch im Jugendbereich um Digitalisierung und die daraus folgende Veränderung der Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen. Die dritte jugendpolitische Herausforderung fällt im Jugendbereich meist hinten runter: Der demografische Wandel und das deutsche Rentensystem.

Wir sprechen uns als Gewerkschaft natürlich ausdrücklich gegen rechte Tendenzen, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aus. Wer andere aufgrund seiner Herkunft, sexueller Identität oder Gesinnung diskriminiert hat in unserer Gesellschaft nichts verloren. Doch auch der daraus resultierende Protektionismus ist gefährlich, vor allem für die Jugend. Deutschlands jungen Menschen ist nicht geholfen, wenn man in Deutschland nur noch „sein eigenes Süppchen kocht“ und Europa aus dem Blick verliert.

Der zweite Themenblock der Digitalisierung sollte vermeintlich unter den „Digital Natives“ kein Thema sein. Ist es aber leider. Trotz des großen Werdens mit den sozialen Medien und Smartphones fragen sich viele junge Menschen wo die Reise hin geht. Weder die Politik noch die Wirtschaft hat bisher tragbare Konzepte entwickelt, die Mitbestimmungsrechte und den Schutz vor übermäßiger Arbeitsbelastung und Überwachung gewährleisten. Vor allem von der Politik wünsche ich mir in diesem Themenbereich neue Konzepte und vor allem frischen Wind im Personal. Wieso nicht mal einen Digitalisierungsminister, der eine Informatikausbildung genossen hat?

Das dritte Thema ist der demografische Wandel und das deutsche Rentensystem. Das ist ein Themenbereich, der leider auch unter Jugendlichen zu wenig diskutiert wird. In einigen Jahren gehen die sogenannten „Babyboomer“ in Rente und wir jungen Menschen müssen durch unsere Arbeitskraft das Rentensystem aufrecht halten. Das ist zwar auch vom Prinzip in Ordnung so, doch in der Praxis krankt das System. Aber nicht nur die Belastung durch die aktuellen Renten besorgt uns, sondern auch die Frage wie viel und vor allem wann wir unsere Rente bekommen? Nach aktuellem Stand muss z.B. mein Jahrgang noch gute 40 Jahre arbeiten. Die meisten neuen Rentenkonzepte decken allerdings nur die nächsten 20 Jahre ab. Das ist uns zu kurz gesprungen, denn es kann niemandes Anspruch sein noch bis ins hohe Alter wie beispielsweise 70 Jahren oder gar darüber noch arbeiten zu gehen.

 

 

 

 

Das Interview führte Ulrike Obermayr

Von: ck

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