Internationaler Gewerkschaftsaustausch – IG Metall Jugend Darmstadt in Norwegen!

Norwegische Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter in Darmstadt!

28.06.2022 | Mit einer Delegation von 13 Metaller:Innen besuchten wir vom 30. April bis zum 7. Mai unsere Kolleg:Innen vom norwegischen Gewerkschaftsbund LO in Trondheim. Hierbei konnten wir vielfältige und bereichernde Eindrücke sammeln, die uns den Wert internationaler Solidarität und internationalen Austauschs zeigten.

Kulturell anders, aber sehr bereichernd war beispielsweise der 1. Mai in Norwegen, der dort mit sehr viel mehr Tradition und Intensivität begangen wird. Ebenso sind die gewerkschaftlichen Strukturen in Norwegen anders aufgebaut. Betriebsräte gibt es dort nicht, jedes Unternehmen hat vor Ort gewählte Gewerkschaftsführer die die lokale Arbeit übernehmen.

Spannend war zudem, die Lieferketten zwischen Deutschland und Norwegen nachzuverfolgen. Wo norwegische Unternehmen auf die Lieferung hochwertiger Maschinen und hochwertigen Stahls aus Deutschland angewiesen sind, z.B. von Messer Cutting oder der Dillinger Hütte, beziehen wir etwa Silicium und Aluminium zur weiteren Verarbeitung aus Norwegen. Globale Handelsketten und gemeinsame Abhängigkeiten sind nicht nur für Unternehmen eine Möglichkeit, uns als Arbeiter:Innen auszumanövrieren. Wenn internationale Solidarität gelebt wird, haben auch wir Chancen durch globale Zusammenarbeit Unternehmen unter Druck zu setzen, um unsere Forderungen durchzusetzen. Dies konnten wir bei insgesamt vier Betriebsbesichtigungen feststellen.       

Besichtigt wurden beispielsweise das größte Aluminiumwerk Europas, sowie zwei in der Region ansässige Siliziumschmelzen. Am Beispiel des Aluminiumwerkes wurde klar, wie weit die "Grüne Transformation" in Norwegen bereits ist. Hier ist es durch Investitionen und Verbesserung der Prozesse gelungen, gegenüber dem Weltmarkt die CO² Emissionen um 80% zu senken. Eine weitere Fortentwicklung ist bereits geplant, um diese noch weiter zu senken. Zudem konnte ein Siliciumhersteller und ein Stahlkonstruktionshersteller besucht werden. Aker Solutions stellt etwa Plattformen für Ölplattformen und Windräder her und ist ebenso von der Transformation betroffen, wie die deutsche Industrie.

Der Gegenbesuch der Kolleginnen und Kollegen aus Norwegen folgte knapp einem Monat später. Nach einem gemütlichen Start am Pfingstmontag, stand gleich als erster inhaltlicher Programmpunkt der Besuch von Dentsply Sirona Bensheim auf der Tagesordnung, bei dem die Kolleginnen und Kollegen Feinmechanikproduktion kennenlernen konnten.

Von der Transformation betroffen sind im Betreuungsgebiet der IG Metall Darmstadt z.B. auch Donges Steel Tec, die ihre Stahkonstruktionen fast nur noch mit grünem Stahl herstellen. Der Vergleich eines norwegischen und deutschen Stahlkonstruktionsherstellers war hier besonders spannend und es konnten viele Ähnlichkeiten im Produktionsprozess festgestellt werden. Weiterhin besuchten wir Akasol in Darmstadt. Der Batteriezellenhersteller für Trucks und Busse ist nicht nur aufgrund der Umstellung auf E-Mobilität interessant, sondern auch, weil die IG Metall Darmstadt hier gerade erstmals eine Betriebsratswahl initiiert hat, sowie nun intensives Organizing betreibt.

Als größter betreuter Betrieb, ebenso massiv betroffen von der Transformation der Industrie und der Umstellung auf E-Mobilität und neue Anforderungen von Politik und Kunden, wurde das Opel-Werk besichtigt. Ein besonders beeindruckender Programmpunkt, da die norwegischen Kolleginnen und Kollegen solche Betriebsdimensionen nicht kennen.

Mit dem sehr umfassenden Programm war die Messlatte für die noch kommenden Betriebsbegehungen hochgesteckt.

Im Laufe der Woche wurde ebenfalls der IG Metall Vorstand in Frankfurt besucht, sowie die KZ Gedenkstätte Osthofen, um die Nazi-Vergangenheit Deutschlands und die Verfolgung und Ermordung von Millionen Menschen, darunter viele Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, zu erinnern. 

Klar ist: Internationaler gewerkschaftlicher Austausch ist und bleibt wichtig, gerade auch an der Basis. Unser Ziel ist, den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen weiter zu betreiben und auch im nächsten Jahr eine Reise nach Norwegen zu organisieren.

Wir bedanken uns für die Fördergelder, die den Austausch erst möglich gemacht haben, bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Stadt Darmstadt, der Willy-Brandt-Stiftung und dem DGB.

Bildunterschriften:

Bilder: Tim Beaury und Arnfinn Hansen.

Von: mw

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